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Resilienzmodelle

RESILIENZ – STARK UND BEWEGLICH

Der englische Begriff «resilience» bedeutet Widerstandsfähigkeit und Beweglichkeit. Seit über 50 Jahren untersucht die Resilienzforschung, welche Faktoren einen Menschen dazu befähigen, widrige und beschwerliche Lebenssituationen zu bewältigen. Und die Erfahrung zeigt: Resilienz kann gestärkt werden. Von Einzelnen, aber auch von Organisationen.

Doch was heisst das nun konkret?

Die Fachliteratur unterscheidet zwischen verschiedenen Modellen. Diese befassen sich entweder mit der individuellen Widerstandsfähigkeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Man spricht von «Individueller Resilienz». Oder sie behandeln die Resilienz einer ganzen Organisation, zum Beispiel einer Schule. In diesem Fall spricht man von «Systemischer oder Organisationaler Resilienz».

Individuelle Resilienz

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Wie individuelle Krisen oder Belastungen kognitiv-emotional verarbeitet und bewältigt werden können, vermittelt das Resilienzmodell von Ulrich Siegrist und Martin Luitjens.

Perspektiven beim Resilienz-Check:

  • Wie kann die persönliche Resilienz gestärkt werden?
  • Was braucht ein Kind, damit es Widerstandsfähigkeit entwickeln kann?
  • Was brauchen seine Eltern, um die Resilienz ihres Kindes stärken zu können?
  • Was brauchen Lehrerinnen und Lehrer, um die Resilienz ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern?
  • Was brauchen die Betreuerinnen und Betreuer, um die Kinder und Jugendlichen stärken zu können?
Systemische Resilienz

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Bei der systemischen oder organisationalen Resilienz geht es – anders als bei der individuellen Variante – nicht um die Stärkung von einzelnen Personen. Hier steht vielmehr die Frage im Vordergrund, wie komplexe Systeme mit Leben gefüllt werden können. Es geht beispielsweise darum, wie die beteiligten Menschen Schulprojekte zum Gelingen bringen oder wie sie den Schulbetrieb insgesamt optimal gestalten können.

Perspektiven beim Resilienz-Check:

  • Was braucht das Schulteam, damit ein Schul- und Lernklima entstehen kann, das die Resilienz fördert?
  • Wie lassen sich Schulprojekte so widerstandsfähig gestalten, dass sie auch Veränderungen verkraften?
  • Was braucht die Schulleitung, damit einerseits die Resilienz des ganzen Teams gefördert und gleichzeitig sie selbst gestärkt werden kann?
Organisationale Resilienz

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Wie gelingt einer Organisation die nötige Balance zwischen Effizienz und Balastbarkeit? Brigitte Huemer und Ingrid Preissegger haben vitale und belastbare Organisationen dazu befragt.

Dabei wurden vier Gestaltungsfelder für die Entwicklung der organisationalen Resilienz deutlich:

  • ICH: Die individuelle Resilienz der einzelnen Menschen in der Organisation, die laufend neue Balance und Sinn finden, um ein flexibles Agieren im Hier und Jetzt zu ermöglichen
  • TEAM: Divers zusammengesetzte Teams, die den Teamerfolg vor den Einzelerfolg stellen und in einer vertrauensvollen Dialogkultur mutig entscheiden.
  • ORGANISATION und UMWELT: Eine dynamische Verbindung von Innen und Aussen, geprägt von einer laufenden Achtsamkeit und Anpassungsfähigkeit hinsichtlich schwacher Signale über Chancen und Risiken

Perspektiven beim Resilienz-Check:

Wie lässt sich die Organisation so lebendig gestalten, dass …
… die beteiligten Menschen achtsam und eigenverantwortlich handeln?
… ausreichend finanzielle und organisatorische Reserven bei den wesentlichen Risikotreibern potenzielle Anfälligkeiten reduzieren?
… Experimentierflächen für Innovationen es ermöglichen, abseits des herkömmlichen Systems Undenkbares zu denken und ganz neue Wege zu gehen?
… Vertrauen auf die dezentrale Kompetenz und Übergabe von Verantwortung gelingt?

Mehr dazu bei Trigon

Resilienz in der Schule

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Die Schule kann Resilienz fördern, indem sie ein Erziehungsverständnis pflegt, das auf Dialog und Partnerschaftlichkeit aufbaut. Dazu gehört, dass Lehrerinnen und Lehrer, Hortnerinnen und Hortner als Vorbilder wirken. Und dass ein offenes, Selbstvertrauen stiftendes Klima herrscht.

Quellen

Joachim Bauer: Selbststeuerung. Die Wiederentdeckung des freien Willens. München: Blessing, 2015.

Joachim Bauer: Wie wir werden, wer wir sind. Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz. München: Blessing, 2015.

Stephanie Borgert: Resilienz im Projektmanagement. Bitte Anschnallen, Turbulenzen! Erfolgskonzepte Adaptiver Projekte. Wiesbaden: Springer Gabler, 2013.

Boris Cyrulnik: Trauma und Resilienz https://www.srf.ch/audio/sternstunde-philosophie/boris-cyrulnik-trauma-und-resilienz?id=12390505

Klaus Fröhlich-Gildhoff und Maike Rönnau-Böse: Resilienz. Basel: Reinhardt, 2015.

Klaus Fröhlich-Gildhoff und Maike Rönnau-Böse: Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne. Basel: Reinhardt, 2015.

Gregor Hasler: Der Wir-Faktor. Gemeinsam Stress und Ängste überwinden. Schattauer, 2017.

Sandra Hofmann-Arnold: Der Krise Raum geben: Eine Anleitung für Strukturliebhaber. In: Gut beraten in der Krise. Konzepte und Werkzeuge für ganz alltägliche Ausnahmesituationen. Herausgegeben von Gunther Schmidt et. al. Bonn: Managerseminare, 2014, S. 65 - 68.

Brigitte Huemer und Ingrid Preissegger: Organisationale Resilienz. In: TrigonThemen 01/2014. https://www.organisationale-resilienz.at/ und https://www.trigon.at/wp-content/uploads/2020/04/2020-TrigonThemen-01-Sonderausgabe-Corona-A4-ES.pdf

Georg Kormann: Ehemalige im Kinderdorf. Innerseelische Situation und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen in einer Einrichtung der stationären Jugendhilfe, München: Meidenbauer, 2006, S. 47.

Haim Omer & Regina Haller: Raus aus der Ohnmacht. Das Konzept Neue Autorität für die schulische Praxis. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht, 2019.

Pasqualina Perrig-Chiello et. al.: Familienglück - was ist das? Zürich: NZZ-Libro, 2012.

Ulrich Siegrist und Martin Luitjens: 30 Minuten Resilienz. Offenbach, Gabal 2011.

Kim-Oliver Tietze: Kollegiale Beratung. Problemlösungen gemeinsam entwickeln. Hamburg: Rowohlt, 2010.

Corina Wustmann Seiler: Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. 4. Aufl. Berlin: Cornelsen, 2012.

Margherita Zahnder (Hrsg.): Handbuch Resilienzförderung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2011, S 13.