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Resilienz in Zeiten des Coronavirus (76)

The beautiful and autumnal cornucopia

Vielfalt bringt mehr

Wildnis, Kulturlandschaften und Siedlungsgebiete bieten verschiedenste Lebensräume für Pflanzen, Tiere und auch für uns Menschen. Oft kennen wir die relevanten Zusammenhänge noch gar nicht. Was wir wissen: die Natur braucht uns nicht - doch wir Menschen brauchen die Natur zum Überleben.

Mehr Wildnis - brauchen wir das? Ja, gerade in der Corona-Zeit suchen wir die freie, wilde Natur für unsere Erholung, für unbeschwerte Naturerlebnisse. Doch für ursprüngliche Natur ist bei uns kaum noch Platz zwischen Infrastruktur-, Siedlungs- und Agrarflächen. Nur wenige Tier- und Pflanzenarten können solche Wirtschaftswälder als Lebensraum nutzen. In einem Wald wildes Wachstum zuzulassen – das ist ein gewaltiger Schritt für uns, den wir erst wieder lernen müssen. Kann man tatsächlich Wildnis neu erschaffen? Wie geht das, und ab wann gilt eine Fläche tatsächlich als Wildnis? Besondere Chancen bilden Gebiete, die wirtschaftlich wenig interessant oder schwer zugänglich sind. Hier kann sich ein erstaunlicher Wandel vollziehen. Wenn der Mensch die Natur nicht (mehr) gestaltet sondern Wind und Wetter, erholen sich die Bestände von bedrohten Tierarten spürbar. In Deutschland werden sogar die Elche wieder gesichtet. Die letzten Monate machen es deutlich: wenn wir Erholung suchen, uns wieder selber spüren wollen, dann ist das Erleben von Wildnis eine grosse Wohltat. Tragen wir Sorge zu ihr und gönnen wir der Natur grosse, zusammenhängende Flächen von Wildnis - ohne das Einwirken von uns Menschen. Und: Wildnis ist auch für die Wirtschaft ein guter Deal.

Mehr Vielfalt in der Landwirtschaft beedeutet mehr Ertrag. Pflanzen lieben offensichtlich die Gesellschaft. Sie profitieren voneinander, wenn mehrere Kulturen gleichzeitig auf demselben Feld wachsen. Der verblüffende Effekt: sie brauchen kaum Dünger, keine Pestizide und geben zugleich mehr Ertrag. Die Stichworte dazu: Permakultur und Intercropping oder Mischkultur. Hinzu kommt: Fleisch, Milch und Käse von Kühen, die nur Gräser und Heu von biodiversen Mager- bzw. Kräuterwiesen fressen, sind ernährungmässig wertvoller als von Kühen, die zusätzlich Kraftfutter erhalten (importiertes Soja oder Mais). Wir können somit sehr ressourcenschonend höhere Omega-3-Gehalte in der Milch produzieren, wenn die Kühe das frische Gras und Heu von Magerwiesen mit möglichst vielen verschiedenen Kräutern fressen können. Lesen Sie den wissenschaftlichen Bericht der ZHAW.

Mehr Vielfalt im Wald: Eine Waldbesitzerin, ein Biologe und eine Umwelttechnikerin streiten über Lösungen, wie der Wald die Hitze, Stürme und Schädlinge überleben kann. Ein Kurzfazit: Wir müssen die Bäume sich selbst vermehren lassen und Totholz liegen lassen, damit der Boden reicher an Humus wird. Die Natur antizipiert, welche unterschiedlichen Arten es wo braucht. Und es braucht Bäume unterschiedlichen Alters. Diese Wälder sind kühler, halten mehr Wasser und sind insgesamt robust, also resilient. Wir können die Ökosysteme eines resilienten Waldes noch gar nicht erfassen. Was wir wissen: die einheimischen Arten haben sich seit Jahrtausenden aufeinander eingespielt, naturnahe Wälder, die sich selbst regenerieren, sind - gerade auch im Umgang mit Hitze und Borkenkäfern - widerstandsfähiger als Plantagen. Darum müssen wir lernen, wie der Wald sich selbst helfen und erneuern kann.

Mehr Wildnis auch im Siedlungsraum: Entlang von Eisenbahn- und Autobahnböschungen entsteht neue Wildnis. Solche Ruderalflächen können in verschiedensten, nicht genutzen Räumen entstehen, z.B. in einem verlassenen Steinbruch. Auch in einem verwilderten oder naturnah gestalteten Garten können wir emsige Hummeln, sanftmütige Feldwespen und vielfältige Wildbienen bei ihrer unermüdlichen Arbeit beobachten. Denn unsere Kulturpflanzen im Wald und auf dem Acker brauchen vielfältige Unterstützung von Kleintieren und Insekten, beispielsweise von Hummeln und Wildbienen. Und diese brauchen wiederum eine vielfältiges Nahrungsangebot, auch von spontan wachsenden Pflanzen (heute spricht man nicht mehr von Unkräutern sondern von Wildkräutern, von denen mehrere auch in der Saisonküche sehr beliebt sind). Und sie brauchen verschiedenste Nistplätze - in unterschiedlichen Materialien, Totholz und auch offenen Bodenflächen. Womit wir wieder bei der Wildnis angekommen sind. Das Ziel: möglichst zusammenhängende, grosse Gebiete mit vielfältigen Ökosystemen: Auengebiete entlang von Flüssen, alte Wälder neben biodiversen Nutzwäldern und Kulturlandschaften, naturnahe Gärten und Agrarlandschaften. Weiterführende Informationen und Hintergründe finden Sie hier

 

Und Sie: Sind Sie bereit für Vielfalt und Wildnis? Schreiben Sie an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

  

Bleiben Sie gesund und bleiben Sie verbunden
Ihre Regula Hug 

 

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